ifo-Institut: Wohnungsbau macht in ganz Europa Rückschritte

Bildquelle: Canva

Hohe Kosten, hohe Zinsen, kaum Aufträge – das deutsche ifo-Institut weist auf einen deutlichen Rückgang von Wohnungsfertigstellungen in Europa in den nächsten Jahren hin. Dabei klangen zumindest in Deutschland die Ziele der Bundesregierung im Bereich Wohnungsbau einst ambitioniert: von 400.000 Einheiten pro Jahr war zum Start der Ampel-Koalition die Rede. Inzwischen ist klar, dass dieses Versprechen bei weitem nicht gehalten werden kann. Bis November 2023 wurden gerade einmal 238.500 Wohnungen genehmigt. Im Vorjahr waren es noch 295.000 Neubauten.

2026 werden europaweit nur noch rund 1,5 Millionen fertiggestellte Wohnungseinheiten im Neubausektor (-13% gegenüber 2023) erwartet. Für Deutschland wird von einem Rückgang von 35 Prozent ausgegangen. Dies zeigen Prognosen der Forschergruppe Euroconstruct, der das ifo Institut angehört. „Vor allem wegen der stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten ist der Wohnungsneubau in Deutschland oftmals nicht mehr möglich. Die Politik hat die Rahmenbedingungen bislang nicht entscheidend verbessert“, sagt ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister. „Der im Zuge dessen erfolgte Rückgang der Genehmigungszahlen verheißt nichts Gutes für die kommenden Jahre.“

In den meisten der 19 Euroconstruct-Länder kühlt sich das Wohnungsbauklima weiter ab. Vor Deutschland gibt die Fertigstellungszahl bis 2026 in Schweden am stärksten nach, -47 Prozent im Vergleich zu 2023. Auf den weiteren Plätzen folgen Frankreich (-22) und Dänemark (-19). „Die Bauexperten berichten insbesondere über die verteuerte Kreditaufnahme und die geschrumpften finanziellen Spielräume der Privathaushalte“, sagt Dorffmeister. Der vielerorts eigentlich ausgeprägte Bedarf zusätzlicher Wohnungen gerät dabei erst einmal in den Hintergrund. Gleichwohl kommen aus Irland (+16%), Slowakei (+14%) und Großbritannien (+12%) positive Signale.

Insgesamt werden in Europa die Investitionen in neue Wohngebäude 2026 um 6,4 Prozent niedriger ausfallen als 2023. Die Aufwendungen für Instandhaltung und Wohnungssanierungen sinken bis 2026 lediglich um 1,2 Prozent.

Tiefbau: Zeichen stehen auf Wachstum

Im Gegensatz dazu wird der europäische Tiefbau bis 2026 voraussichtlich um insgesamt 7,5 Prozent wachsen. Besonders für das Energie- und Eisenbahnsegment erwarten die Experten eine überdurchschnittlich starke Dynamik. Auch der Bereich Wassermanagement wird überdurchschnittlich stark wachsen. „Zu den treibenden Kräften zählen dabei die politischen Zielvorgaben im Energie- und Umweltbereich, Kapazitätsanpassungen an der Transportinfrastruktur und die Notwendigkeit zur allgemeinen Netzmodernisierung“, sagt Dorffmeister.

Zurück